Donnerstag, 1. Oktober 2020

Ziegen und Tomaten

Ziegen und Tomaten zwischen Hotelburgen

Am ersten Oktober 2020 auf Gran Canaria werden die Gedanken von so vielen Einflüssen getrübt, dass es schwer wird, vom schönen kanarischen Herbst zu schreiben. Wenn das Einkommen nicht mehr gesichert ist oder einfach, ins Stocken geriet, wandert die Phantasie ihre eigenen Wege. Mit wem man auch spricht, die Klagen und Verzweiflung klopften bereits an vielen Türen. Die Insel ist vulnerabel wie nie, an vielen Orten entladen sich Wut und Ärger und jeder sucht nach Schuldigen oder Verantwortlichen. Da hört man plötzlich Sätze, wie: „Mit Fremdgeld, Hass und Neid wurde Playa del Ingles aufgebaut, wenn Touristen und Investoren wegfallen, was wird bleiben?“  Neid und Hass sollen hier alles besiegen?

 


     Daher will ich ein wenig träumen, von besseren Zeiten, von gesunden Zeiten.  Vielleicht müssen wir unseren Blickwinkel verändern. Vielleicht ist es an der Zeit, neue Wege zu suchen und nicht nur darauf zu warten, dass der klassische Tourismus sich von alleine wieder aufrichtet. Denn bei all unseren Erwartungen kann es sehr gut sein, dass dies niemals mehr so sein wird wie vor ein paar Jahren.

    Die Krise schlich sich langsam heran. Alle sprachen von Wirtschaftskrise und nach und nach verkauften viele Europäer ihren Besitz auf Gran Canaria. Nicht so, die Italiener. Sie hatten noch Geld, wieso? Sie waren die neuen Immoblienkäufer der letzten 10 Jahre. Andere Nationen hatten ihre Zeit auf der Insel abgelebt- und verkauften. 2019 brachte bereits einen starken Rückgang der Urlauber, denn Engländer und Deutsche flogen in andere Sonnengefilde.

     Mit Corona, nun, ist der Reisefluss quasi auf 0 gesunken, das kurze Aufflattern im Juli und August durch den nationalen Tourismus konnten nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Kanaren bald für längere Zeit den Kanarios gehören würde, was immer sie auch danach machen würden. Die Strände von Playa del Ingles und Maspalomas, jedoch, gaben bereits Auskunft darüber, dass Corona hier sattes Weideland gefunden hatte und der Neuausbreitung alle Schleusen breit geöffnet waren. Doch mit dieser Sicht der Dinge standen nur wenige Beobachter alleine da, am Rande der Dünen.  Dem Verhalten der Strandlustigen war keinerlei Sorge anzusehen. Mit einem Blick auf die vielen Warnschilder hätte sich manch einer bereichern können, aber das stand nicht im Ferienplan derer, die sich bereits seit März erholt hatten. Jetzt sollte es, vor allem, mal wieder lustig sein.

Mit ein paar Freunden, wir telefonieren nur noch, träumten wir den neuen Traum von Ziegen und Tomaten zwischen Hotelburgen. Salatplantagen auf den Hotelbalkonen, Schafe zwischen den verlassenen Feriendörfern, Erdbeerfelder, Strelitzien, Mango und Orangen. Die intakte Infrastruktur zu einem grossen Gemüsegarten umzubauen wäre so simpel wie die neuen Ideen von Gartenarchitekten, die das grüne Paradies in unsere Grossstädte zaubern möchten.  Nehmen wir das tägliche Duschwasser, was durchschnittlich von einem Hotel durch Kläranlagen ins Meer geleitet wird, so könnte man hier und da schon ein paar sinnvollere Berieselungsgründe aufdecken.  Von Balkon zu Balkon, von Gartenbeet zu Balkonbeet , Obst, Blumen, tropische Früchte, die Liste ist zu lang, auf den Kanaren wächst alles und meistens noch viel besser als in der restlichen Welt.

Warum hier sitzen und auf Touristen warten, die Opfer einer Pandemie sind und lieber zuhause bleiben, wenn ich hier Ananas und Radieschen züchten könnte, die ich ihnen dann nach Nordeuropa zuschicke?

Der Hafen von Las Palmas könnte also ein grosser Umschlagplatz für grüne Kulturpflanzen, Gemüse und Obst werden, denn Wasser wäre in Mengen da, und auch billiger zu haben, wenn man das alles nur wollte.

Monokulturen waren das Problem der Kanaren seit man sie kennt, weil jeder jedem Erfolge neidete und gleichtun wollte, was der erste tat. Wenn es schief geht, sind am Ende alle erfolglos. Playa del Ingles könnte die neue Pleite einer Monokultur bilden, denn was dem Besucher hier angeboten wird, findet dieser auch auf allen anderen Nachbarinseln. Sonne pur. Das wollen die Urlauber.

Träumen Sie doch einfach ein Weile mit uns und schreiben Sie Ihren Kommentar weiter unten. Der kanarische Ziegenkäse ist herb gut und könnte auch in Europa beliebt sein. Gofio wird schon lange exportiert.

Orchideen haben hier, wie Rosen, idealen Boden, wir können es beliebig ausspielen: der Wundergarten Kanarische Inseln ist es wert, erträumt zu werden.

Umweltschutz - ja!